Materialprüfung
Funktionsprinzipien der Dinge

Sonntag, 25. April 2010 bis Montag, 26. April 2010
Funktionsprinzipien, Blick in die Ausstellung

In der Reihe "Materialprüfung" zeigte das Werkbundarchiv – Museum der Dinge die Sammlung "Funktionsprinzipien der Dinge" von Tim Brauns.

Exponate der Sonderausstellung "Funktionsprinzipien" im Werkbundarchiv - Museum der Dinge

Exponate der Sonderausstellung "Funktionsprinzipien" im Werkbundarchiv - Museum der Dinge

Der Berliner Designer Tim Brauns sammelt seit 20 Jahren alltägliche Gebrauchsgüter und Werkzeuge auf Flohmärkten im In- und Ausland. Dabei interessieren ihn bestimmte Gestaltungslösungen und Funktionsprinzipien, die er in den Objekten erkennt und analysiert. Brauns nutzt die Fundstücke als Inspirationsquelle für seine eigene Gestaltungsarbeit, auch durch die Übertragung der in den Dingen erkennbaren konstruktiven Lösungen auf neue Kontexte.  Das Werkbundarchiv – Museum der Dinge stellte diese Sammlung aus, um im Vergleich mit den Museumsbeständen die verschiedenen bzw. ähnlichen Sammlungs-interessen und Ordnungsprinzipien erkennbar zu machen.

Die drei folgenden Beispiele verdeutlichen die Interessen Brauns: Unter der Überschrift "Alles aus einem Stück" werden Dinge versammelt, die aus einem Material und ohne zusätzliche Verbindungselemente hergestellt sind, wie der aus einem Stück gebogenen Haken, Filmscharniere, gedrechselte Objekte, Drahtbiegeteile – homogene Objekte, an denen eine gedankliche Auseinandersetzung mit dem Material ablesbar und eine Raffinesse der Gestaltung spürbar wird. "Das Scherenprinzip" zeigt ganz unterschiedliche Produkte, z.B. Schere, Korkenzieher, Pastaschneider, Kappkleiderbügel, deren Gestaltung das Scherenprinzip zugrunde liegt, ein übergeordnetes Gesetz, mit dem so unterschiedliche Aufgaben und Funktionen erfüllt werden können wie Verkleinern und Vergrößern, Verlängern und Verkürzen oder die Kraftersparnis.

Funktionsprinzipien, Blick in die Ausstellung

Umgekehrt verhält es sich mit der Sammlung von Reisekleiderbügeln: eine Funktion – der platzsparende Kleiderbügel – wird durch erstaunlich viele verschiedene Prinzipien erreicht. An den Reisekleiderbügeln lässt sich nicht nur die Vielfalt der Prinzipien studieren, Verarbeitung, Material und Beschriftung erzählen auch etwas über zeitliche und lokale Herkunft.

Die gesammelten Dinge wurden zu einem Tableau angeordnet. Darin wurde erkennbar, wie Brauns die Objekte als Designer befragt. Er nimmt Entstehungszeit, Herstellungsverfahren, Material, Materialverbindungen, Qualität, Marke, Herstellungsland, lösbare Verbindungen, Anwendung, Produktname, Verpackung, Typografie, Patent, Techniken und Ästhetik der Objekte in den Blick.
Aus Sammlungen dieser Art lässt sich viel lernen über die Erkenntnismöglichkeiten, die im Sammeln, in der vergleichenden Betrachtung und in der Objektanalyse liegen.

Tim Brauns - Produktdesigner
• gelernter Orthopädiemechaniker
• Studium an der Hochschule der Künste Berlin und an der école des beaux arts, Toulouse
• seit über 20 Jahren einer der Geschäftsführer von e27, Berlin
• vierjährige Professur an der Freien Universität Bozen
• internationale Lehraufträge