Bruno Paul

19.01.1874 – 17.08.1968

Bruno Paul wird am 19. Januar 1874 in Seifhennersdorf (Sachsen) geboren. Nach dem Abitur besucht er die Akademie der Künste in Dresden und absolviert eine praktische Baulehre. 1894 zieht er nach München, um an der Akademie der Künste die Kunstfachmalschule zu besuchen. Ab 1898 arbeitet Paul in den soeben gegründeten Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk mit, wo er u.a. auf Richard Riemerschmid trifft, und entwirft Möbel. Am 1. Januar 1907 wird er als Direktor der Unterrichtsanstalt am Kunstgewerbemuseum in Berlin berufen und nimmt im Anschluss seine zweite Karriere als Architekt auf. Bruno Paul gehört 1907 zu den Gründungsmitgliedern des Deutschen Werkbunds. 1911 beginnt seine Zusammenarbeit mit den Deutschen Werkstätten in Dresden-Hellerau. Nach zahlreichen Aufträgen als Architekt und Innenraumgestalter wird er 1924 zum Direktor der Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst Berlin, ehe er 1933 von den Nazis in den sofortigen Ruhestand versetzt wird und als freier Architekt und Siedlungsplaner arbeitet. 1951 lässt er sich in Düsseldorf nieder und beschäftigt sich vor allem mit dem Bau von Brücken und Ingenieurbauten. Bruno Paul stirbt am 17. August 1968 in Berlin.


Bruno Paul beginnt seine künstlerische Laufbahn als Illustrator der Zeitschrift Simplicissimus, wo er mit seinen satirischen Zeichnungen auf sich aufmerksam macht. Schon bald wendet er sich aber dem Kunsthandwerk zu und arbeitet bei den Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk mit. Sein Arbeitszimmer, das er auf der Weltausstellung von 1904 in St.Louis zeigt, wird mit einem Grand Prix ausgezeichnet und verhilft ihm zu mehreren Aufträgen in der Folgezeit.

Zu diesem Zeitpunkt weist Pauls persönlicher Stil ein klar gegliedertes Formsystem und einen Sinn für geometrische Ornamentsysteme auf, wie auch sein Speisezimmer auf der Dresdener Kunstgewerbeausstellung von 1906 zeigt. Sein Interesse für Typenmöbel und Kunsthandwerk führen ihn 1907 in den Deutschen Werkbund, zu dessen Gründungsmitgliedern er gehört. Zudem beginnt er mit dem Haus Westend in Berlin von 1907/08 seine Karriere als Architekt. Auf der Werkbund-Ausstellung in Köln 1914 ist er gleich mit drei Bauten vertreten: dem Gelben Haus, dem Weinhaus und der Bierhalle. Als Paul 1924 Direktor der Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst Berlin (heute: Universität der Künste) wird, blickt er bereits auf ein umfangreiches Werk zurück. In den folgenden Jahren wird er auch international anerkannt, so z.B. auf der Ausstellung in Monza von 1925 und auf der Ausstellung seiner Möbel im Kaufhaus Macy’s in New York 1928. Das Jahr 1933 bedeutet für Paul wie für viele seiner Kollegen einen Einschnitt: Im September 1933 wird er als Leiter eines Meisterateliers für Architektur an der Preußischen Akademie der Künste in Berlin in den sofortigen Ruhestand versetzt und muss sich als freier Architekt behaupten. Nach dem Krieg ist er in Frankfurt, Hanau und Düsseldorf tätig, ehe er sich mit seiner Familie 1955 wieder in Berlin ansiedelt. Anlässlich seines 80. Geburtstags 1954 wird ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen.


Literatur

Thomas Drebusch: bruno paul. schönheit ist freude. Soest 2019.

Joseph Popp: Bruno Paul. München 1916.

Alfred Ziffer (Hrsg.): Bruno Paul. Deutsche Raumkunst und Architektur zwischen Jugendstil und Moderne. München 1992.

Alfred Ziffer und Christoph De Rentiis (Hrsg.): Bruno Paul und die Deutschen Werkstätten Hellerau. Dresden 1993.