Picknickkoffer

Eine Decke passt nicht mehr in diesen kleinen grünen Koffer (29/24/14), der in geschlossenem Zustand auch für eine Box zur Aufbewahrung von technischen Geräten oder Büromaterial gehalten werden könnte.

Es handelt sich eben um eine modernisierte Version des klassischen britischen Picknickkoffers aus Weide, die im Deutschland der 50er Jahre hergestellt wurde. Handlich und leicht verspricht er ein schnelles Entkommen aus dem Alltag, der Enge der Städte und der Vergangenheit in die Idylle zu zweit.

Das Innere des Koffers lässt neben dem Plastikservice samt Aluminium-Besteck für zwei Personen noch etwas Platz für die Zutaten eines kleinen Picknicks, zu denen auch und vor allem die Träume und Sehnsüchte der Gesellschaft eines vom Trümmer- zum Wirtschaftswunderland gewordenen Westdeutschland gehören. Mit seinen 1,5 kg kommt der Koffer der Reiselust und dem zunehmenden Mobilitätsbedürfnis der Deutschen in den 50ern entgegen. Der kleine grüne Kasten bedient die Träume privaten Glücks in einer zum Gegenbild der Gesellschaft verklärten, enthistorisierten Natur und enthält in Form des Plastikservice gleichzeitig die Spur einer „plötzlichen Konvertierung der Natur“.

Wie Roland Barthes bemerkte, ist die Wandlungsfähigkeit des Plastiks total. „Daher das ständige Staunen, das Träumen des Menschen angesichts der Wucherungen der Materie, angesichts der Verbindungen, die er zwischen der Einzahl des Ursprungs und der Mehrzahl der Wirkungen überraschend entdeckt. Dieses Erstaunen ist glückhaft, da der Mensch an der Ausdehnung der Umwandlungen seine Macht ermißt und ihm der Weg das Plastiks die Euphorie eines bezaubernden Gleitens durch die Natur vermittelt“ (Roland Barthes).

Ein Picknickkoffer ist eben immer auch ein Koffer der Sehnsüchte und Träume und vermutlich nicht selten mehr modisches Accessoire oder Element einer dekorativen Wohnungseinrichtung als Gebrauchsgegenstand.