Diskussion im Rahmen der Sonderausstellung FOTO | ALBUM über den Umgang mit privaten Fotografien im kulturellen Kontext mit dem Juristen und Autor Rainer Erlinger, der im Magazin der Süddeutschen Zeitung regelmäßig Moralfragen beantwortet und dem Konzeptkünstler Joachim Schmid, der in seinen Arbeiten mit anonymen Fotografien arbeitet.
Die Ausstellung FOTO | ALBUM erforderte eine Auseinandersetzung mit musealen Grundfragen, die von der Ausstellungskuratorin Sophie Schulz und der leitenden Kuratorin Renate Flagmeier mit den Gästen diskutiert werden:
Wie sollten Künstlerinnen und Künstler, Archive und Museen mit diesem sensiblen Erbe umgehen? Welche rechtlichen und ethischen Fragen sind zu klären? Welcher Wert und Schutz sollte den massenhaft vorhandenen, aber dennoch individuell bedeutsamen privaten Fotografien zugemessen werden? Wie ist es möglich, im Umgang mit „verwaisten Werken“ die Intimität und Selbstbestimmung des Individuums zu achten? Gibt es Unterschiede in der künstlerischen und in der musealen Nutzung solcher Fotografien?
Die Ausstellung zeigt in drei Kapiteln die typischen Motive und Posen in Fotografien, die besonderen Erzählstrukturen von Fotoalben und die Gebrauchsweisen und sozialen Funktionen fotografischer Objekte. Das Werkbundarchiv – Museum der Dinge macht so seine reiche, aber wenig bekannte Sammlung privater und anonymer Fotografie sichtbar, die seit der Museumsgründung in den frühen 1970er Jahren kontinuierlich, aber größtenteils unsystematisch – durch Schenkungen und vorzugsweise Flohmarktankäufe – gewachsen ist. Bei den meisten Fotoalben und Einzelfotos lässt sich die Provenienz nicht klären; sicher scheint aber, dass sie überwiegend für einen rein privaten Nutzungskontext entstanden sind.
Der Eintritt ist frei.
Rainer Erlinger ist Mediziner, Jurist und Publizist, der vor allem durch seine wöchentliche Kolumne "Gewissensfrage" im Magazin der Süddeutschen Zeitung bekannt wurde. Mehrere Buchveröffentlichungen, Beiträge für Zeitungen, Zeitschriften, Rundfunk und Fernsehen sowie wissenschaftliche Veröffentlichungen und Vorträge. Schwerpunkt der Tätigkeit sind die allgemeinverständliche Vermittlung von Ethik vor allem im Bereich der Alltagsmoral, der Wirtschaft und der Medizin zusammen mit ihrer Begründung aus der Moralphilosophie heraus sowie die Einbindung von ethischen Fragen in einen gesellschaftlichen Kontext.
Seit Anfang der Achtziger Jahre befasst sich der Konzeptkünstler Joachim Schmid mit gefundenen Texten und Bildern. Er veröffentlichte zahlreiche Künstlerbücher, seine Arbeiten wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland gezeigt und befinden sich in den Sammlungen mehrerer Museen. Er lebt und arbeitet in Berlin.